Saturday, February 17, 2007

Rueckblick auf 2006

So hier also endlich mal ein ausführlicher Blog- Eintrag. Ich habe zwar jetzt schon seit ner kleinen Ewigkeit Internetzugang, aber wenn ich nach der Arbeit nach Hause komme, bin ich in der Regel zu KO noch groß was zu machen und das Wochenende ist meist auch irgendwie zu kurz um in der richtigen Stimmung zu sein.

Außerdem laufen die Dinge nicht wirklich so, wie ich es mir wünschen würde, um nur die letzten 2 Wochen zusammenzufassen: Mir wurde mein Lohn und meine Ueberstundenzuschlaege gekürzt, ich muss aus meiner Wohnung ausziehen, da meine Vermieterin selbst hier einziehen will, im Moment sind wir auf Montage zwischen Clermont und Charters Towers, wo kein Telefon und Internet ist, sogar der Strom ist nach einem Gewitter für Tage ausgefallen. Tage wo wir morgens um halb sechs (vor Sonnenaufgang) bis abends um sieben (Sonnenuntergang) arbeiten, bei schwül heißen Temperaturen jenseits der 40 Grad. Na und zu allem Ueberfluss wurde ich gestern bei nem Abendspaziergang von nem herrenlosen Hund angefallen, und habe jetzt zwei Löcher in Jeans und Bein... ...nicht mal die Tiere heißen mich hier willkommen ;-)

Alles in allem fasse ich mal kurz zusammen, hat mich hier der ganz normale Wahnsinn des Alltags eingeholt. Wer davon ausgeht, dass alles immer toll und spannend ist, man sich wie im Urlaub fühlt und alles prima Sonnenschein ist, nur weil es warm ist und die Sonne scheint, den muss ich enttäuschen.

Nichts desto trotz, egal was auch passiert, ich lerne mich an den kleinen Dingen zu freuen und bleibe innerlich Positiv gestimmt, auch wenn ich nicht wirklich glücklich bin und vor allem Freunde vermisse. Also, wer sich per email (fred.bartusch@googlemail.com) oder Skype (vwizard_of_Oz) bei mir melden möchte, kann das gerne tun!!! ;-)

Aber mal von vorne: Blicken wir zurueck auf 2006

Clermont ist ein winziges Kaff, angeblich 2000 Einwohner und das kulturelle Angebot erstreckt sich zwischen einer nicht genauer definierten Menge von Kneipen, und der gelegentlichen Irgendwas am Wochenende (meist auch in Verbindung mit Kneipen). Also kein Kino, kein Café, kein Dies, kein Das, .... nein wirklich, das gibts auch nicht....

Da es nicht unbedingt meine Welt ist in Kneipen abzuhängen und ich mein Bier inzwischen günstiger (und leckerer) selber braue, und man sich mal ganz analytisch mathematisch ausrechnen kann wer von den 2000 Einwohnern in Kneipen abhängt, in meinem Alter ist, mit dem man sich versteht, ... kommt bei einem relativ geringen Prozentsatz von 0 % Freunden an. Ich hab da zwar noch nicht aufgegeben und gebe den Leute immer wieder eine Chance, aber für die meisten endet der Horizont tatsächlich da, wo sie nichts mehr sehen können. Es ist nicht immer einfach alles allein zu machen und auch allein für alles verantwortlich zu sein, und wird auch teuer, wenns eben nicht geht... (so Bulli reparieren allein geht schon allein deswegen nicht weil man nicht gleichzeitig am Motor im Heck einstellen und am Zündschloss sein kann...) Außerdem fühlt man sich viel einsamer, wenn man allein unter Leuten ist, mit denen man nichts anfangen kann, als wenn man wirklich ganz allein ist, da man dann wenigstens nicht ständig Kompromisse machen muss und in seinem eigenen Frieden sein kann.

SO, was mache ich dann hier also? Wie sieht mein Alltag aus? Nach der Arbeit schaue ich meistens noch kurz ins Internet und/oder hau mich vor dem Fernseher. Irgendwie muss ich auch noch allein nen Haushalt führen (Kochen, einkaufen, sauber machen, Wäsche waschen) und wenn dann noch Zeit bleibt, spiele ich Gitarre oder lese. Sag doch, der ganz normale Alltag. Werde es auch schöner finden, wenn ich wenigstens das mit jemanden teilen könnte, also wenn mal jemand Lust hat vorbei zu schauen, ich hab freie Zimmer...

Aber so habe ich herausgefunden, warum Geschirr und Besteck im halben Dutzend verkauft werden: Man kann den Tellern auch Namen geben: Montag, Dienstag, .... und am Wochenende hat man ja Zeit zum Abwaschen. NEIN!!! Glaubt das bloß nicht!

Am Wochenende versuche ich, wenn es geht unterwegs zu sein, so nen Bulli hat man ja auch nicht ganz umsonst. So zwanzig km von hier ist der Stausee (Theresa Creek Dam), auf dem man hervorragend paddeln kann. Dann haben wir hier auch so Überbleibsel aus der Kupfer, Gold und Edelstein Abbauphase, heute hat Clermont mit der Blair Athol die angeblich groesste Kohlemine der südlichen Hemisphaere. Tja und sonst gibt es immer irgendwas, auch wenn man sich immer Fragen muss, ob man das denn auch brauch, aber ansehen sollte man sich das schon:

  • Alle paar Wochen kommt das Kino vorbei!!! Ja, da das ehemalige Kino schon seit Ewigkeiten ausser Betrieb ist, gibt es jetzt ein mobiles Kino: Rumpel-Laster mit Filmprojektor und ne grosse Leinwand im Park aufgebaut, Stuehle muss man selber mitbringen und los gehts... Prirates of the Carabean Open Air- auch ne Erfahrung!

  • Das Rugby Finale der lokalen Liga, in dem Clermont erfolgreich den Titel gewonnen hat. Der ganze Ort hatte mitgefiebert und nach dem Sieg war der Pub fuer Tage rappelvoll und der halbe Ort fuer Tage im Delirium.
  • Der einundzwanzigste Geburtstag von dem Sohn meines Chefs mit ner Party wo bald das halbe Dorf war.

  • Das Oktoberfest! Naja, nix mit Lieterpoette und Weißbier, schön waers :-)
  • Eher so eine Art internationales Bierfest, gab auch nen Bitburger, Becks Holsten und ne Menge anderer ausländischer Biersorten, aber von Oktoberfest war da nix zu sehen.

  • Vor ein paar Monaten war hier ein Country Music Festival. Nächstes Jahr werde ich es bei Amnesty International melden: Das was da einige Leute mit sich (freiwillig) anstellen, verletzt definitiv die Menschenwürde und gegenüber dem Publikum erfüllt es den Tatbestand der Folter.

  • Ich habe an einem Golf Turnier teilgenommen. Wer hat sich denn den Spaß erlaubt und 200 Leute bei sengender Mittagshitze über den Golfplatz zu scheuchen? 35 Grad und null Schatten,- toller Plan... Das Einzig angenehme waren die Maedels die mit ihrem Glofbuggy ankamen um Bier zu verkaufen und wie das bei Mittagssonne reinhaut wisst ihr ja alle selber.

  • Ja, der AFS hat mich auch wieder, und ich wurde gleich beim ersten Treffen neuer Komitee- Vorsitzender. My Dear Mr. Singingclub- hier kann man noch Aufbauarbeit leisten.

Da wir, wenn es klappt jeden zweiten Montag frei haben, versuche ich dann immer aus der Stadt zu kommen, mal nach Emerald, oder nach Mackay. Mackay ist so die nächste Stadt. Nur als Randinfo (Emerald sind 110km von hier, Mackay 4 Stunden fahrt und dazwischen ist meistens das ganz große garnix) selbst Capella (die 10 Häuser auf halben Weg nach Emerald), wo meine nächste Bankfiliale ist, ist 50 km weiter. Also Mackay erfüllt meinen Anspruch an Stadt. Es gibt Cafés, Kinos und nach 7 Abends auch noch Menschen in den Straßen. Restaurants, und nicht nur das, sondern da kann man auch noch nach abends um 8 was bestellen!!! (Kein Scherz- hier macht um 8 Abends die Küche zu)

Aber sehen wir doch mal das Positive daran: Ich habe den besten Kaffee der Stadt zuhause!!!

OK, ich gebe zu, es ist hart für mich in einem Ort zu leben, in dem man die beste Pizza der Stadt in der Tiefkuehlabteilung des Tante Emma Laden findet, und wenn man sich von dem Name "Paris Café" verleiten laest und in dem runtergekommenen Take-Away-Laden 'nen Cappuchino bestellt und schnell feststellt, das jeder Aldi Aufguss Kaffee mehr von Cappuchino hat. Vielleicht sollte ich mal nen Café mit Biergarten aufmachen ;-) Besser Kochen als in den Kneipen kann ich auch, denn ich verfolge ja die These, das es einen Unterschied zwischen "Steak Medium" und "Steak noch nicht zuendegebraten" gibt. Auch habe ich mit meiner Erfahrung in dem Thai Restaurant mit Kieran vor 2 Jahren besser asiatisch Kochen gelernt, als das China Restaurant im Grand Hotel.

Auch würde ich mal gerne wieder in ner gemütlichen Kneipe oder nem Biergarten sitzen und ein Pils trinken, mal zu nem Konzert oder zu ner Jam Session, irgendwie fehlt mir das alles schon.

Und nun zuletzt nochmal zum einer Arbeit: Es ist ziemlich frustrierend manchmal, da hier so vieles anders gemacht wird, das ich mir oft genug vorkomme wie ein Lehrling. Dazu kommt nun noch, dass das Englisch was ich da brauche auch ganz was anderes Ist. Erstmal sind da 'ne Menge Vokabeln die ich gerade lernen muss, lauter technische Ausdrücke und so weiter, und dann ist natürlich auch die Art sich zu unterhalten ne andere als das man sie in der Schule, an der Uni oder auf Reisen lernt. Ist ja in Deutschland nicht anders. Und so hab ich auch hier schon wieder den Ruf, zu gebildet für die Bauindustrie zu sein.

Außerdem ist mein Chef bestimmt nicht der einfachste Mensch im Ort. Manchmal weiß ich nicht mal genau ob ich am Ende der Woche noch nen Job haben würde, diese Woche war es wieder einigermaßen gut. Was mich etwas nervt ist, das mein Chef gerade darauf bestanden hat, das ich mir mein Werkzeug selben kaufen muss/ sollte/ .... Alles in allem stehen wohl noch so einige Tausend Dollar Investitionen in Kreissaegen, Akkuschrauber, Wasserwagen, Blechscheren und so weiter an. Ach ja, dabei fällt mir auch der allergrößte Unterschied ein: Ich bin hier NICHT Zimmermann, sondern Builder, was heißt wir machen alles selbst, Hausbau Komplett, wenn man mal vom Strom absieht. Aber Estrich legen, Fliesen legen, Dachdecken (Wellblech), Wasserleitungen legen sind nicht unbedingt Bereiche die ich in meiner Berufsbeschreibung habe. Ich kann zwar einiges davon, würde aber bis jetzt nicht soweit gehen das als professionell zu bezeichnen, und da jeden Trick zu kennen. Nun gut das schmeckt meinem Chef wohl auch nicht, aber ich fuchse mich schneller rein als ich gedacht hätte. Nur frage ich mich manchmal, ob das alles meiner Berufserfahrung und sofern auch Jobchancen in Deutschland gut tut. Das wird sich dann wohl alles in Zukunft zeigen. Auch wie das hier mit dem Job weitergeht...

Dann hatte ich auch reichlich Aerger mit meinem Bulli. Als ich ihn auf Russell Island abegeholt habe, hatte ich erst Probleme mit den Bremsen, die ich reparieren lassen musste, bevor ich nach Clermont gefahren bin. Dann hat meine Lichtmaschiene aufgegeben und kaum war ich damit fertig, meldete sich der Vergaser. Gerade den Wagen aus der Werksatt abgeholt, hatte ich nen Lagerschaden im Motor. Das im Dezember,... da hatte ich dann keine Lust mehr und (nein,- ich habe mich nicht von meinem Bulli getrennt ;-) ), sondern einen neuen Rumpfmotor eingebaut. War ne heftige Aktion, das alleine bei meinem Chef in der Werkstatt zu tun. Nun weiß ich auch, warum in jedem Handbuch drin steht, das man nen Helfer braucht... geht auch ohne, aber es dauert um ein vilfaches mehr und reibt reichlich an den Nerven. Alles in allem habe ich es hin bekommen, agleichzeitig nen Wagenheber zu bewegen, den Motor zu halten und in Position zu bringen und gleichzeitg Schrauben anzudrehen, aber man hat dann wirklich alle Haende, Fuesse, Knie voll zu tun.

Fazit: Ein Wochenende Schrauben spaeter, Toi toi toi (klopf auf holz und Daumen drueck), laeuft der Bulli wieder und zwar leiser als ich je nen Bulli gehoert habe!!! Na und nach ner Fahrt nach Brisbane zu Weihnachten ist der ja auch erprobt uind vorsichtig eingefahren.


Soviel für den Moment, für die ausfuerlicheren Photos kann man auf:

http://picasaweb.google.com/fred.bartusch

nachschauen.


Über mails und Kommentare und so weiter freue ich mich immer, bis denne mal

Freddy

Saturday, January 13, 2007

Happy New Year - so far so good...

Toi Toi Toi, das neue Jahr hat bis jetzt gut angefangen. Sylvester auf 'nem Musikfestival, am Neujahrsabend, mit den netten Maedels von einer kanadischen Band verbracht, tags drauf surfen und noch mehr verrueckte Sachen gemacht und noch nen Tag spaeter John Malcolm (Musiker aus Brisbane) wiedergetroffen. Also, alles in allem, quasi in zwei Wochen Urlaub mehr Leben gelebt, als in dem letzten halben Jahr...